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Streit um HPV-Review - continued

Vor einigen Wochen hatte ich ja bereits über die aktuelle Debatte um einen Cochrane-Review zur HPV-Impfung berichtet. Inzwischen ist einiges passiert:

  • Cochrane hat eine Untersuchung der Angelegenheit veröffentlicht. In sehr scharfem Ton weisen David Tovey und Karla Soares-Weiser, Chefredakteure bei Cochrane, die Kritik zurück und bezeichnen sie als übertrieben. Die Untersuchung selbst umfasst 30 Seiten. Darin wird u.a. beschrieben, dass zwei der Cochrane-Autoren den Studienindex mit den Einschlusskriterien des Reviews überprüft haben und fünf Studien gefunden haben, die in der ursprünglichen Version nicht enthalten waren. Die Kritiker kommen in ihrer Rechnung dagegen auf 20 Studien, die im Cochrane Review fehlen sollen. Diese Diskrepanz ist bisher nicht aufgelöst. In der neuen Cochrane-Auswertung wurden die fünf Studien in die Meta-Analyse eingeschlossen, führten aber nicht zu veränderten Schlussfolgerungen. Weitere Details finden sich in der frei zugänglichen Dokumentation.
  • Damit ist die Diskussion aber noch nicht zu Ende. Gestern hat BMJ Evidence-based medicine (BMJ EBM), in dem die Cochrane-Kritik erschien, eine Replik veröffentlicht. Die Editoren von BMJ EBM werfen Cochrane darin vor, dass ihre Antwort unvollständig sei und wichtige Evidenz für Bias ignoriere. Weil die Antwort von Cochrane auch gegen den Peer review-Prozess bei BMJ EBM schießt, haben die Editoren die Dokumente des Peer Reviews veröffentlicht. Weiter heißt es in dem Artikel, dass die Autoren der Kritik und des ursprünglichen Cochrane Reviews um Stellungnahmen gebeten wurden.
Wir werden also mit Sicherheit demnächst noch mehr von dieser Debatte hören. Der Cochrane Review zur HPV-Impfung ist übrigens inzwischen frei zugänglich.