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Neue Serie: Sichere Arzneimitteltherapie im Alter - Prinzipien und Tools

In der neuen Blog-Serie dreht sich alles um die Frage, wie die Arzneimitteltherapie für ältere Patienten sicherer werden kann.

In der Praxis ist das keine triviale Aufgabe: Denn im Alter verändern sich viele Prozesse, die Auswirkungen auf die Arzneimitteltherapie haben. So nimmt etwa die Muskelmasse ab, während der Fettanteil steigt. Dadurch nimmt das Risiko zu, dass fettlösliche Arzneistoffe im Körper kumulieren. Häufig zu wenig beachtet wird auch die Nierenfunktion, die bei älteren Patienten durch Alterungsvorgänge oder Erkrankungen empfindlich abnehmen kann. Dadurch wird auch die Ausscheidung von Arzneistoffen beeinträchtigt, das Risiko für Nebenwirkungen steigt. Schließlich reagieren ältere Patienten auch häufig empfindlicher auf zentral wirksame Arzneistoffe.

Kompliziert wird das ganze noch weiter dadurch, dass viele ältere Patienten unter einer ganzen Reihe von Erkrankungen leiden (Multimorbidität) und deshalb eine Vielzahl von Medikamenten gleichzeitig einnehmen (Multimedikation oder Polypharmazie). Dadurch wird es zum einen schwieriger, Arzneistoffe einzusetzen, wenn eine Begleiterkrankung eine Kontraindikation für eine sonst etablierte Behandlungsoption bildet. Schwierig ist auch, dass es für ältere Patienten, und besonders solche mit Multimorbidität und -medikation, nur sehr wenige Daten aus klinischen Studien gibt.

Zum anderen steigt mit zunehmender Zahl der eingenommenen Arzneimittel das Risiko für Wechselwirkungen und damit auch für Nebenwirkungen. Solche Nebenwirkungen können möglicherweise auch alterstypische Beschwerden verstärken und damit die Lebensqualität der Patienten deutlich verschlechtern. Dazu gehören etwa Schwindel, Delir, Inkontinenz. Eine weitere gefürchtete Folge von Nebenwirkungen sind auch Stürze, die nicht selten in eine Pflegebedürftigkeit einmünden.

Problematisch ist weiterhin, dass Nebenwirkungen häufig nicht als solche erkannt werden - dann könnte der Arzt mit Absetzen, Wechsel des Arzneistoffs oder Dosisreduktion reagieren. Leider noch viel zu häufig werden die Nebenwirkungen jedoch mit weiteren Arzneimitteln behandelt, die wiederum zu unerwünschten Wirkungen führen können - eine "Verordnungskaskade" entsteht.

Glücklicherweise sind diese Probleme in den vergangenen Jahren zunehmend mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Geriatrische Fachleute haben deshalb eine Reihe von Tools entwickelt, die die Arzneitherapie im Alter sicherer machen sollen. Thematisiert werden einerseits Arzneistoffe, die bei älteren Patienten möglicherweise problematisch sein können, zum anderen geben die Tools Hilfestellungen für die Frage, welche Wirkstoffe sicher einzusetzen sind, wann es auch bei älteren Menschen sinnvoll ist, eine neue Therapie zu beginnen und wann es besser ist, Arzneimittel abzusetzen.

In den kommenden Folgen werde ich diese Tools näher vorstellen:
  • Beers-Liste
  • PRISCUS-Liste
  • FORTA
  • START/STOPP-Kriterien
  • Hausärztliche Leitlinie Multimedikation