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Lesetipp: Deprescribing - wenn weniger vielleicht mehr ist

Viele Krankheiten, viele Medikamente: Gerade bei älteren Patienten können sich auf diese Weise noch zusätzliche Probleme entwickeln, etwa wenn Wechselwirkungen auftreten und die Medikamente sich in ihren Nebenwirkungen verstärken. Immer noch zu häufig kommt es auch zu einer regelrechten "Verordnungskaskade": Weil eine Nebenwirkung nicht als solche erkannt wird, wird ein weiteres Arzneimittel verordnet, das wiederum selbst zu unerwünschten Wirkungen führen kann. Neben einem verbesserten Monitoring schlagen Experten deshalb vor, vor jeder Neuverordnung kritisch zu fragen, ob der Patient von einem weiteren Medikament tatsächlich profitiert. Und genauso, regelmäßig zu überprüfen, ob die bisherigen Arzneimittel tatsächlich noch benötigt werden.

Unter welchen Umständen ein Absetzen der Medikation sinnvoll ist und ob es dem Patienten damit besser oder schlechter geht, ist bisher aber unzureichend erforscht. Welche Wissenslücken bestehen und in welchen Bereichen noch mehr Evidenz notwendig ist, beschreibt ein Editorial im BMJ.

Vorschläge, wie trotz dieser Erkenntnisdefizite die Multimedikation bewältigt werden kann, liefert übrigens die Hausärztliche Leitlinie Multimedikation, die Anfang 2013 veröffentlicht wurde. Die britische Gesundheitsinstitution NICE arbeitet übrigens gerade ebenfalls an einem Dokument zum Management von Multimorbidität und den damit verbundenen Problemen - mit der Veröffentlichung können wir aber nicht vor September 2016 rechnen.

BMJ 2014;349:g7013