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Lesetipp: Wie Spin in Nachrichten die Wahrnehmung beeinflusst

Dass die Ergebnisse von Studien in News-Meldungen nicht immer richtig wiedergegeben werden, ist keine Neuigkeit. Zu oft ist da von "Durchbrüchen" oder "Sensationen" die Rede, obwohl vielleicht nur ein Tierversuch dahinter steckt oder nur eine winzige Untersuchung mit einer Handvoll Probanden. Dennoch haben solche Meldungen mit Spin das Potenzial, bei Patient*innen und ihren Angehörigen die Wahrnehmung zu beeinflussen.

Zu diesem Ergebnis kommen drei RCT, die jeweils zwei Versionen einer News-Meldung getestet haben. Dazu hat das Autoren-Team jeweils Original-Meldungen genutzt, die über die Ergebnisse einer Studie berichtete und dabei irreführende Darstellungen benutzten, z.B. die Wirksamkeit übertrieben oder Nebenwirkungen herabspielten Diese Meldungen schrieb das Autorenteam dann um, so dass sie besser den tatsächlichen Studienergebnissen entsprachen.

Rekrutiert wurden die Teilnehmenden der RCTs auf einer großen Online-Patienten-Plattform. In den Untersuchungen wurden dann jeweils 300 Teilnehmende randomisiert auf zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine erhielt die Meldung mit Spin, die andere die umgeschriebene und verbesserte Version. In RCT I ging es um Meldungen zu präklinischen Studien (z.B. Labor- oder Tierversuche), in RCT II um Phase II-Studien bzw. nicht-randomisierte Studien und in RCT III um randomisierte Phase III/IV-Studien. In jedem RCT wurden jeweils zehn Meldungen so aufbereitet, alle Teilnehmenden mussten jeweils eine Meldung (je nach Gruppenzugehörigkeit mit oder ohne Spin) lesen und dazu Einschätzungen abgeben. Auf diese Weise wurde jede Meldung 15x bewertet.

Um diese Fragen ging es:
  • Wie groß schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass die beschriebene Behandlung hilft (auf einer Skala von 0 bis 10)?
  • Wie groß schätzen Sie den Nutzen ein (kein Nutzen, kleiner, moderater oder großer Effekt)?
  • Wie schätzen Sie die Sicherheit der Behandlung ein (auf einer Skala von 0 - sehr gering bis 10 - sehr sicher) ?
  • Sollte die Behandlung kurzfristig Patient*innen angeboten werden (auf einer Skala von 0 bis 10)?
  • Ist die Behandlung nützlicher als die derzeitige klinische Praxis (auf einer Skala von 0 bis 10)?
Die Ergebnisse: In allen drei Untersuchungen führten die Meldungen mit Spin zu positiveren Einschätzungen. In den Fragen zum Nutzen wurden die Meldungen zu den randomisierten Studien etwas positiver bewertet als bei den beiden anderen Studientypen.

Das ist jetzt keine ganz neue Erkenntnis, macht aber nochmal deutlich, wie wichtig Sorgfalt in der Wissenschaftskommunikation, besonders in den Bereichen von Medizin und Gesundheit ist. Das gilt insbesondere auch deshalb, weil mehr als die Hälfte der Teilnehmenden angaben, sich bei Gesundheitsentscheidungen auf News-Meldungen zu verlassen. Für rund 40 % waren News-Meldungen im Internet die bevorzugte Informationsquelle.

Boutron I et al. Three randomized controlled trials evaluating the impact of “spin” in health news stories reporting studies of pharmacologic treatments on patients’/caregivers’ interpretation of treatment benefit. BMC Medicine 2019, 17:105 (freier Volltext)