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Lesetipp: Mühsames Puzzle

Studienpublikationen sind eine feine Sache. Weniger fein ist dagegen, dass sie nicht immer alle Details zu einer Studie enthalten, die für die Bewertung möglicherweise notwendig sind. 

Typischerweise enthält etwa ein Studienprotokoll wesentlich mehr Einzelheiten zu den Methoden als die Publikation in einem Journal und nicht selten sind die Ergebnisse einer Studie über mehrere Publikationen und evtl. auch noch ein Studienregister verstreut. 

Eine Analyse, die Ende April in J Clin Epidemiol veröffentlicht wurde, hat untersucht, wie gut bzw. wie mühsam sich die einzelnen Puzzle-Teile einer Studie finden lassen. Getestet habe sie das an einer Stichprobe von 133 Studien zu nicht-pharmakologischen Interventionen, die 2009 in einem der TOP6 medizinischen Journals publiziert wurden. 

Bei rund drei Viertel der Studien (n = 96) erwähnte die Hauptpublikation die Existenz eines Studienprotokolls, aber nur bei n = 48,, also etwas mehr als einem Drittel aller Studien, konnten die Autor*innen der Analyse tatsächlich auf das Protokoll zugreifen. 

In einem Studienregister waren insgesamt 129 der Studien registriert. Nur bei jeder vierten Studie war das Protokoll über das Studienregister zugänglich. 

Über eine Vorwärts-/Rückwärts-Suche nach Referenzen wurden für die 133 Studien insgesamt 1030 Referenzen mit zusätzlichen Informationen gefunden. Rund 14 % davon waren vor der Hauptpublikation veröffentlicht (z.B. Pilot-Studien oder Protokolle). Zu den Referenzen, die später veröffentlicht wurden, gehörten etwa nachträgliche Analysen, Berichte über weitere Endpunkte oder Follow-up-Daten.

Wenn Studiendaten über so viele Stellen verstreut sind, ist das zum Beispiel ein Problem, wenn Evidenzsynthesen erstellt werden - dann ist die Gefahr groß, dass relevante Studienergebnisse übersehen werden. Gleiches gilt auch für die relativ geringe Verfügbarkeit der Studienprotolle - die erlauben etwa eine Kontrolle, ob möglicherweise selektives Reporting vorliegt. Dabei ist der Anteil für die Verfügbarkeit von Studienprotokollen von rund einem Drittel möglicherweise eine Überschätzung, wenn man sie auf alle Publikationen bezieht, weil die Stichprobe nur aus hochrangigen Journals gezogen wurde. 

Sender D et al. Analysis of articles directly related to randomized trials finds poor protocol availability and inconsistent linking of articles. J Clin Epidemiol 2020, online 28.04.2020 https://doi.org/10.1016/j.jclinepi.2020.04.017